In Zeiten von Corona steht das „eigene“ Auto wieder hoch im Kurs. Dabei wünschen sich die Menschen mehr Flexibilität und weniger langfristiger Bindung. Das Auto-Abo scheint das Produkt der Stunde.
Aktuelle Studien zeigen einen deutlichen Trend hin (zurück) zur stärkeren Nutzung eigener Fortbewegungsmittel in der Bevölkerung. So zeigt eine Befragung im Rahmen des Autokäufer-Monitors von puls Marktforschung, dass die Menschen infolge von COVID-19 wieder zunehmend aufs „eigene“ Auto umsteigen wollen. Es gilt öffentliche Verkehrsmittel möglichst zu vermeiden. Auch im globalen Kontext bestätigt sich dieser Trend, wie u.a. aktuelle Umfrageergebnisse der Boston Consulting Group (BCG) oder von Capgemini zeigen1
Trend 1 – Wunsch zur Nutzung eines eigenen Autos
Das Mobilitätsverhalten folgt gegenwärtig weltweit der Maxime: Wie vermeide ich es mich zu infizieren? Hohes Risikopotenzial einer Ansteckung wird allen öffentlichen Verkehrsmitteln sowie Sharing-Angeboten, die in der Regel einen relativ hohen Durchsatz an Nutzern haben, zugeschrieben. Vergleichsweise wenig Gefahr sehen beispielsweise die über 5.000 befragten Stadtbewohner im Rahmen der BCG-Studie2 in der Nutzung privater Autos oder eigener Roller bzw. Fahrräder. Die Wahl des bevorzugten Fortbewegungsmittels folgt demnach nach dem Lockdown und bis auf weiteres einer Art Risikoabwägung, sich mit dem Virus anstecken zu können. In der Konsequenz sollte sich die gegenwärtige Pandemie zumindest kurz- bis mittelfristig in Form von verstärktem Interesse bei Autofahrern / Führerscheinbesitzern an einem „eigenen“ Auto entsprechend positiv auf den Autoabsatz auswirken. Dabei wenden sich auch Menschen dem Auto zu, die es zuvor eher abgelehnt haben.
Trend 2 – Kaufzurückhaltung und Priorisierung privater Anschaffungen
Gleichzeitig hat die Corona-Krise aber die deutsche Wirtschaftsleistung deutlich negativ beeinflusst und zeigt massive Auswirkungen nicht zuletzt am Arbeitsmarkt. Steigende Arbeitslosenzahlen und hohe Zahlen im Bereich der Kurzarbeit belegen dies. Ein Erholungsprozess – befördert durch nun angekündigte Entlastungen und Investitionsanreize – wird sich nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums aber wohl über einen längeren Zeitraum erstrecken3. Wer wagt es ernsthaft an dieser Aussage zu zweifeln? Laut GfK Konsumklimaindex vom 26.05.2020 legen zwar sowohl Konjunktur- und Einkommenserwartung als auch Anschaffungsneigung (im Vergleich zum Vormonat mit Rekordtief) wieder leicht zu, „dennoch bleibt die Verunsicherung unter den Konsumenten“, so Rolf Bürki, GfK Konsumexperte4. Diese vorherrschende Unsicherheit um die wirtschaftliche Entwicklung und die damit verbundene Sorge um den eigenen Arbeitsplatz, führen in weiten Teilen der Bevölkerung zur Sorge vor weiter anhaltenden und unkalkulierbaren Einkommenseinbußen. „Darauf müssen sich Händler und Hersteller weiterhin einstellen“, so Rolf Bürki weiter. Somit führt diese Unsicherheit in weiten Teilen der Bevölkerung wohl auch zwangläufig dazu, dass Entscheidungen über Anschaffungen dem Primat der Notwendigkeit folgen (müssen). Die Sicherstellung der eigenen Mobilität sollte auch in Zeiten von Homeoffices und Homeschooling relativ weit oben auf der eigenen Liste stehen.
Zentrale Herausforderung der Autoindustrie und des Handels ist es zwangläufig, dem Kunden – insbesondere jungen Zielgruppen – den Einstieg und somit die Finanzierbarkeit der eigenen Mobilität, so einfach wie möglich zu machen! Infolgedessen nimmt gegenwärtig ein Thema weiter Fahrt auf, das bereits vor COVID-19 stark im Kommen war: Das „Auto-Abo“.
Spotlight – Auto-Abo
Das Auto-Abo bietet dem Kunden eine weitere Option zur flexiblen Autonutzung im Umfeld von Car-Sharing, Miete und Leasing. Für die Branche ist es eine Chance, den vorgenannten Trends mit einem neuen Nutzungsmodell etwas beizusteuern. Das Produkt „Auto-Abo“ ist in der Regel durch eine mehr oder weniger große Auswahl verschiedener Fahrzeuge gekennzeichnet, die dem Kunden kurzfristig zur Verfügung stehen. Darüber hinaus bietet es ein hohes Maß an Flexibilität hinsichtlich seiner Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen sowie der zugehörigen Laufleistung. Ziel ist es, dem Kunden die Nutzung eines Autos möglichst schnell, zu möglichst transparenten monatlichen Kosten bei maximaler Flexibilität zu ermöglichen. Der Informations- und Buchungsprozess ist dabei schnell, einfach und überwiegend digital organisiert.
Puls Marktforschung verfolgt die Entwicklungen rund um die Potenziale und Erwartungen der Kunden an dieses Produkt bereits seit einiger Zeit sehr aufmerksam und befragt daher regelmäßig Konsumenten5.
Potenziale: Aktuelle Studienergebnisse belegen, dass das Interesse von Autokäufern /-Interessenten weiter Fahrt aufnimmt. Jeder dritte von 1.050 befragten Autokäufer findet ein derartiges Angebot (sehr) interessant. Im Vergleich zu einer Studie aus dem Februar 2019 bedeutet dies eine deutliche Steigerung von 22% auf nunmehr 33%. Folglich bestehen derzeit entsprechend gute Marktchancen Auto-Abo Anbieter. Überdurchschnittliche Potenziale bestehen bei urbanen Zielgruppen sowie bei jungen bis mittelalten Konsumenten unter 30 bzw. bis 50 Jahren.
Erwartungen: Als zentrale Attraktivitätstreiber schätzen die Kunden am Auto-Abo, dass darin bereits alle Kosten enthalten sind. Zudem spielt die kurze Kündigungsfrist eine große Rolle. Man hat dadurch auch die Möglichkeit unterschiedlich Fahrzeuge flexibel zu nutzen und immer wieder zu wechseln. Gerade in Zeiten von Corona ist jedem fünften Befragten wichtig, laufende Kosten kalkulieren zu können. Last but not least, sehen die Kunden ein Auto-Abo auch als mögliche Chance, einmal ein E-Auto auszuprobieren und in der Praxis zu testen. Es bietet der Industrie somit ein mögliches Trittbrett, um Nutzer an E-Fahrzeugenheranzuführen6.
Vertriebskanal: Die gute Nachricht für den Autohandel ist, dass 44% der Autokäufer ein Auto-Abo bevorzugt direkt über den Handel abschließen würden. Egal ob Autokauf oder Auto-Abo, der Handel bleibt für den Kunden nach wie vor der priorisierte Ansprechpartner. Er berät, schafft Vertrauen und gibt dem Kunden die notwendige Sicherheit. Mit dem Trend zu zunehmend digitaler Information auf Kundenseite gilt es für die Verkaufsanbahnung auf Handelsseite zudem, das Thema Auto-Abo nicht nur im Verkaufsgespräch aktiv zu platzieren, sondern auch auf der Händlerwebsite sichtbar darzustellen. Puls Marktforschung bietet vor diesem Hintergrund einen „Digital-Check“ für den Handel an, im Rahmen dessen die Händlerwebsite durch Kunden auf den Prüfstand gestellt wird – nicht nur mit Blick auf das Thema Auto-Abo.
Wettbewerb: Das hohe Interesse im Markt führt zu einer stark zunehmenden Anzahl an Anbietern, mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen. Im Wesentlichen unterscheiden sich die Anbieter aus unserer Sicht durch den angebotenen Vertriebskanal, das Geschäftsmodell (insb. Zielgruppenfokus, Zugriff auf Bestandsfahrzeuge der Händler vs. Zugriff auf eigene Fahrzeuge) die Mindestvertragslaufzeiten, die Kündigungsfristen, die Fahrzeugauswahl und natürlich in den Konditionen. Puls Marktforschung bietet hierzu eine laufend aktualisierte Übersicht der Anbieter an, die die unterschiedlichen Differenzierungsmerkmale der einzelnen Anbieter und Ihrer Produkte im Vergleich darstellen.
Quellenhinweise:
1 Handelsblatt (online), 11.05.2020, Roman Tyborski „Zurück zum Individualverkehr: In der Krise wächst die Lust am eigenen Auto“
2 BCG-Umfrage (5.000 Befragte aus den USA, GER,IT,ES,UK, CN) u.a. Markus Hagenmaier
3 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Pressemitteilung „Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Mai 2020“
4 GfK-Konsumklimastudie für Mai 2020, u.a. Rolf Bürki
5 puls Marktforschung, 2019-02 Auto-Abo-Studie / 2020-04 Auto-Abo-Studie
6 puls Marktforschung, 2020-04 AutokäuferMonitor
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